Bunkergestaltung Projektwoche

Ein überdimensionaler menschlicher Körper im embryonalen Stadium schwebt in grünem Fruchtwasser. Mit der Fußspitze berührt er eine Weltkugel, mit der er durch eine Nabelschnur verbunden ist. Zündöffnung und Sicherungshebel verleihen dem Globus die Anmutung einer entsicherten Handgranate. Der Embryo betrachtet erstaunt den gezogenen Zündring in seiner Hand. Ein angedeuteter Blick ins Kopfinnere der Figur lässt ein heranwachsendes Pflänzchen erkennen. Das Gesamtbild ist farblich und stilistisch reduziert angelegt. Monochrome Grüntöne verweisen auf den thematischen Hintergrund, eine grafisch-flächige Formsprache erleichtert dem Betrachter den Zugang zur kritischen Bildaussage.
Die Bildidee verknüpft Gedanken und Reflexionen zum Trägerobjekt „Bunker“ mit dem thematischen Überbau der diesjährigen Projektwoche „Nachhaltigkeit“. Im Fokus steht hierbei die zentrale Fragestellung nach der akuten Problematik unserer Zeit. Übersetzt werden Assoziationen aus der historischen Dimension – Krieg, Tod, Schutzraum u.ä. – in das aktuell verherrschende Bedrohungsszenario: Klimawandel. Die kritische Analyse zeigt: Die klimabedingten Auswirkungen, obschon sichtbar und messbar, stehen überwiegend noch aus. Die eigentlichen Folgen liegen also zum Großteil in der nahenden Zukunft. Ein einschreitendes Handeln vollzieht sich also primär im Hinblick auf nachfolgende Generationen, auf zukünftiges Leben. Eben dieses entstehende Leben – Stichwort Überbevölkerung – bildet widerum die Hauptursache für den Klimawandel. Der Entwurf greift das dialektische Dilemma auf und bietet dem Betrachter visuelle Anregungen zu einer (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit der dringlichsten Problematik unserer Zeit.

TEXT: MARKUS OHLIGSCHLÄGER