„Wir! Sechs Millionen gemordete Menschen sprechen: Männer, Frauen, Kinder, einst lebendig und fröhlich Wie Ihr; Wir! […]” aus “We, the six million” Davin Schönberger
Die Ausstellung: Stimmen der Besucher*innen
Bildergalerie – Die Ausstellung als Lernort
Bildergalerie – Die Ausstellungseröffnung
Neuss, 19.02.2024
An der Gesamtschule Nordstadt Neuss ist am 19.02.24 feierlich die Ausstellung „We, the six Million“ unter Anwesenheit vieler Gäste eröffnet worden. Sie veranschaulicht Biografien jüdischer Opfer des Nationalsozialismus aus dem westlichen Rheinland. Bis zum 04.03.2024 ist sie für alle interessierten Klassen in Neuss geöffnet.
Sechs Millionen Jüdinnen und Juden wurden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ermordet. Diese hohe Ziffer macht es jedem Vorstellungsvermögen schwer, Einzelschicksale hinter nackten Zahlen zu sehen. Dem wirkt die Wanderausstellung „We, the six Million“ entgegen. Sie gibt den Opfern ein Gesicht und veranschaulicht am Beispiel von konkreten Biografien, die persönlichen Lebens-und Leidenswege. Sie bilden das Herzstück der Ausstellung und zeigen eindrucksvoll die Vielfalt und Tragik der Ereignisse.
Bert Römgens, Leiter der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, zitierte in seiner Eröffnungsrede eine alte Weisheit aus dem Talmud „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Um diesem Vergessen entgegenzusteuern, bedarf es konkreter Namen und Gesichter, die die abstrakten Zahlen in greifbare Identitäten, nachvollziehbare Erfahrungen und Geschichten umwandeln, „daher werden bei den Gedenkveranstaltungen auch immer alle Namen vorgelesen.“ so Römgens.
Er betonte, welchen besonderen Stellenwert solche Ausstellungen, besonders im Kontext Schule, haben. Er sprach dabei direkt die anwesenden Schülerinnen und Schüler an und dankte ihnen für ihr Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus. Er unterstrich dabei, wie wichtig dieses Auftreten gerade nach dem 7.Oktober und dem Terror der Hamas für jüdische Mitmenschen in Deutschland ist. (…).
Die antisemitischen Vorfälle hätten sich seitdem vervielfacht und diese seien nicht nur als Angriff gegen Jüdinnen und Juden zu deuten, sondern auch als Angriffe gegen die gesamte Gesellschaft.
Die anwesenden Gäste, unter ihnen die Schul- und Kulturdezernentin Ursula Platen und der Leiter des Schulverwaltungsamt Ingo Habermann, zeigten sich beeindruckt von der Arbeit der Schülerinnen und Schüler, besonders derer, die trotz Klausurphase motiviert und herzlich durch die Ausstellung führten.
Neben informativen Stationen sind in der Ausstellung didaktisch aufbereitete Arbeitsmaterialien und interaktive Mitmachstationen verfügbar. Besonders eindringlich sind die Videobeiträge der KZ-Überlebenden Esther Bejarano sowie die Namen aller Opfer aus Neuss, die an der Decke der Bibliothek als Würdigung zu finden sind.
Zudem wird in einem eigens von den Schülerinnen und Schülern gestalteten „Neusser Raum“ ein Einblick in die jüdische Geschichte von Neuss gewährt. In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv sind u.a. Zeitungsartikel aus Neuss in Anschluss an die Reichspogromnacht und Berichte von Zeitzeugen, die bereits in der Schule zu Besuch waren, ausgestellt.
„Die Ausstellung ist seit 2018 in nordrhein-westfälischen Schulen zu Gast“, sagt Projektleiterin Janine Gielis, die in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen das Projekt entwickelt hat. Bisher wurde die Verwaltung von Schulstandorten von der GCJZ Mönchengladbach geleitet. Ab März 2024 wird die Arbeit aus Düsseldorf koordiniert, mit dem Ziel, dass die Ausstellung verstärkt auch in der Landeshauptstadt und Umgebung zu sehen sein soll. Der erste Auftritt unter neuer Schirmherrschaft findet im Anschluss im Ministerium für Bildung und Schule statt.
Die Gesamtschule Nordstadt ist die erste Schule im Düsseldorf-Neusser Raum, die die Wanderausstellung zeigt und leistet mit ihrer umfangreichen Arbeit seit 2011 einen eindringlichen Aufruf zum aktiven Gedenken und zur Auseinandersetzung mit der Geschichte.
„Wir freuen uns, wenn wir neben der eigenen schulischen Arbeit gegen das Vergessen, die wertvollen Eindrücke so einer Ausstellung auch an Schulen in unserer Umgebung weitertragen können.” sagten die anwesenden Schülerinnen und Schüler.
Die Gäste, zu denen Unterstützer der Schule wie Dr. Benedikt Sels gehörten, aber auch Abgeordnete der unterschiedlichen politischen Parteien und Stiftungen in Neuss wie Dr. Jörg Geerlings (CDU), Monika Mertens-Marl (CDU), Ioannis Douvartzidis (CDU), Justus Khalki (Die Junge Bü.NE) und Jascha Huschauer (SPD) nahmen viele Eindrücke mit.
Noch bis zum 4. März 2024 haben interessierte Schulen die Möglichkeit, die Wanderausstellung „we, the six Million“ nach vorheriger Anmeldung in der Bibliothek der Gesamtschule Nordstadt zu besuchen und sich von den individuellen Lebensgeschichten berühren zu lassen.
Anmeldung zur Ausstellung unter: GE.Nord@stadt.neuss.de
Für weitere Infos zur Wanderausstellung „we, the six million“: janine.gielis@gmail.com
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