‘Gegen das Vergessen’ – eine Zeitzeugenbegegnung

Im Rahmen unseres Projekts ‘gegen das Vergessen’, das an der Schule seit vier Jahren ganzjährig durchgeführt wird, hatten wir das Glück, Kontakt zu Esther Bejarano und der Band ‘Microphone Mafia’ herstellen zu können. Seit 2008 tritt Frau Bejarano als eine der letzten Zeitzeuginnen mit dieser Band auf. Ihr Appell, gegen Krieg, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu protestieren, richtet sich vor allem an Jugendliche. Das Grauen des Holocaust, den sie persönlich erfahren hat, hat Frau Bejarano in verschiedenen Büchern einfühlsam beschrieben.
So berichtete sie zu Beginn des Konzertes in einer halbstündigen Lesung von ihren eigenen Erlebnissen im Vernichtungslager Birkenau, in das sie mit 17 Jahren deportiert wurde. Durch einen Zufall wurde sie zur Akkordeonistin des Mädchenorchesters und konnte so der tödlichen Zwangsarbeit des Lagers entfliehen. Dieses Glück, aber auch der eiserne Wille zu überleben, begleiten Esther Bejarano in dieser Zeit und darüber hinaus.
“Ich habe viel Glück in meinem Leben gehabt, ein ganz großes Glück, ein unheimliches Glück” ist die spätere Erkenntnis der Zeitzeugin. Dieses Glück aber auch der nach wie vor starke Wille, diese Geschehnisse für die heutige Generation unvergessen zu machen, halten sie auch im Alter von 94 Jahren noch fit. Bei ihrem Vortrag, den sie klar und sachlich präsentiert, wird einem erst nach einer Zeit bewusst, dass sie das alles, was sie liest, selbst erlebt hat. Dies macht das Geschilderte noch eindringlicher. Immer drückt sich in ihren Worten der Blick nach vorn aus, die Hoffnung darauf, dass es weitergeht. Der Glaube an eine gute Welt hat sie nie verlassen.
Die Zuhörer waren gebannt und zeigten dies durch ihre Fragen nach dem Vortrag. Das anschließende Konzert der Rapper Kutlu und Joram, bei dem Frau Bejarano tatkräftig mitwirkte, rundete den Nachmittag ab. Mit dem Lied Bel Ami, das ihr als Akkordeonspielerin den Eintritt ins Mädchenorchester ermöglicht hatte, verabschiedete sich die Zeitzeugin.